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Mein erster Hund - hat mein Leben
verändert...
Am Samstag, den
28.09.1991, hatte das Tierheim in Freudenstadt Tag der offenen
Tür. Meine Schwester fragte mich, ob ich Lust habe, zu einem
Kaffee und Kuchen mitzugehen. Bei einem Rundgang an den Zwingern vorbei
habe ich eine 2-jährige Schäfer-Husky-Hündin
entdeckt, die mir nicht mehr aus dem Kopf ging...
Am nächsten Tag gingen wir mit Crocky das erste Mal Gassi. Und
wie der Zufall es so wollte, gab es am 03.10.1991 das erste Mal den
Feiertag "Tag der deutschen Einheit". An diesem Tag durfte
Crocky
tagsüber zu uns kommen und Crocky hat uns allen zu verstehen
gegeben, dass sie gerne bleiben würde. Einen Tag
später ist
Crocky bei uns endgültig eingezogen.
Eigentlich hatte Crocky nie eine Chance, zu uns zu kommen, aber genau
diese hat sie genutzt:
Es war keine Entscheidung, die monatelang vorher geplant war, sie kam
nur vom Herzen und nicht vom Verstand. Es war auch keine einfache
Entscheidung, da ich damals noch knapp ein Jahr für eine
berufliche Weiterbildung unter der Woche in Stuttgart wohnte und meine
Mutter gar keinen Hund haben wollte und wenn überhaupt, eher
einen
Pudel.
Das Tierheim hatte Crocky mit "lieb" beschrieben - dies hat auch auf
alle Menschen voll zugetroffen, nicht aber auf ihre Artgenossen.
Wären wir nicht Hundeanfänger gewesen, vielleicht
hätten
wir Crocky nie genommen???
Was lief in den ersten zwei Jahren bei Crockys Vorbesitzern (es waren
zwei) falsch und welche Auswirkungen hatte die Haltung in den
Tierheimen? Tatsache ist, dass kein Hundewelpe
als Angstbeißer zur Welt kommt.
Die ersten Jahre
mit Crocky waren nicht immer einfach, denn sie hat
anfänglich nach fast jedem Hund - auch Rüden -
geschnappt oder
ist ohne Vorwarnung auf Hunde, die sie nicht kannte, losgegangen. Nur
an der Leine konnte man sie langsam an einen anderen Hund
gewöhnen. Nach und nach hat Crocky aber immer mehr
Freunde gefunden - Freunde fürs Leben!
Vielleicht gerade weil Crocky so schwierig war, haben wir die
Hundeerziehung richtig gelernt. Und mit jedem Jahr wurden wir mit
unserer Crocky stolzer, da sie ganz langsam merkte, dass man selbst mit
(manchen) Hündinnen klarkommen kann.
Diese Zeit war glücklicherweise noch wenig von
Kampfhundediskussionen, etc. geprägt und m. E. gab es auch
noch
tolerantere Hundehalter. Leider hatten wir aber auch nur einen
Hundeübungsplatz mit Hobbytrainern und nicht einen kompetenten
Hundetrainer, den wir zugegebenermaßen auch erst
2008 gefunden haben.
Es war auch noch die Zeit, in der die Zecken per Zange vom Hund
entfernt wurden und in der eine halbjährliche Entwurmung
normal
war.
Noch wussten wir nicht, welche Krankheiten ein Hund bekommen kann und
bis Ostern 1995 waren es "nur" kleinere Krankheiten wie
Zwingerhusten oder eine chronische Entzündung des vorderen
Gelenks.
Am 19.04.1995 habe ich dann erstmals
gespürt, die Angst, meinen
besten Freund für immer verlieren zu können. Der
Eiter der
Gebärmutterentzündung drang schon nach
außen
und unser damaliger Tierarzt hat noch während seiner
Sprechstunde Crocky notoperiert und ihr das Leben gerettet. Obwohl sie
so robust war (erst am Tag der Notoperation wollte sie nicht mehr
laufen), hat Crocky sehr lange gebraucht, sich von der OP und der
Entzündung zu erholen.
Mit Crocky habe ich wieder die Natur entdeckt, auch das
Wandern und bei jedem Wetter unterwegs zu sein. Sie hat mich, wo
immer es möglich war, begleitet. Erst bei einem Urlaub auf
Gran Canaria - ohne Hund - habe ich gespürt, wie sehr mir
mein Hund fehlt und ich ihn liebe - seither gab es keinen Hotelurlaub,
keinen Urlaub per Flugzeug und keinen Urlaub ohne Hund mehr.
Crocky hat der ganzen Familie immer ihre ganze Zuneigung gegeben -
selbst der Wellensittich war vollwertiges Familienmitglied und wurde
immer geachtet - das ging soweit, dass der Wellensittich Crocky
dominierte.
Nach einem Verkehrsunfall 1997 war ich mehrere Wochen im Krankenhaus
und am meisten hat mir Crocky gefehlt. Mit Krücken und zwei
gebrochenen Oberschenkeln konnte ich nur langsam gehen und meine
Crocky, die sonst so wild und schnell lief, ging
nun langsam neben mir her.
1997
war auch das Jahr, als wir mit Crocky das erste (und einzige) Mal im
Urlaub waren. Es waren wunderschöne zwei Wochen, an die wir
uns so
gerne erinnern.
Den bereits gebuchten Urlaub 1998 durften wir mit Crocky nicht mehr
antreten. An einem heißen Sommertag (12.08.98) waren wir mit
den
drei Nachbarhuskys noch bei Einbruch der Dunkelheit unterwegs. Crocky
war kurz in einem Teich zum Schwimmen - das war ihre große
Leidenschaft. Als ich sie Zuhause trocknen wollte, war der Bereich
unter der Rute total blutig. Mein Inneres sagte mir schon damals,
dass meine Crocky sehr krank war.
Sie wurde in einer (nicht empfehlenswerten) Tierklinik operiert -
es war wohl der längste Tag meines Hundelebens. Ich erlebte
meine
Crocky im OP mit offenem Bauch, als ihr eine Niere entfernt wurde, die
komplett von Würmern befallen war - auch die Blase war
betroffen.
Zwischen Hoffen und Bangen durften wir unsere Crocky wieder mitnehmen
(im Nachhinein gesehen absolut unverantwortlich) und pflegen.
Diese Zeit war die Zeit des Abschiednehmens - wenig
später kam noch eine Gesäuge- und eine
Lungenentzündung dazu...
In der Nacht zum 03.09.1998 habe ich erstmals meine Crocky wimmern
gehört - trotz Schmerzzäpfchen. Und ich hab gewusst,
dass ich
sie nicht länger leiden lassen darf......
Seit dem 03.09.1998 kenne
ich den Schmerz, den man ertragen muss,
wenn man das letzte Mal seinen über alles geliebten Freund
streichelt - nichts ist mehr so wie es vorher war...
Crocky wurde nur 9 Jahre
alt und wir durften sie nicht einmal 7 Jahre
bei uns haben. Obgleich die ersten Jahre aufgrund des
Angstbeißens nicht einfach waren, wollen wir keinen Tag, den
wir
mit Crocky verbringen durften, missen. Auch sind wir ein klein wenig
stolz, dass ohne Hundeerfahrung, einzig durch Geduld,
aus einem Angstbeißer eine souveräne Hündin
wurde.
Wir haben durch Crocky den Respekt bekommen, schwierige Hunde so zu
nehmen, wie sie sind.
Und ihnen eine
neue Chance zu geben - in der mittlerweile so intoleranten
Gesellschaft.
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