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Ein Wirbelwind zieht ein...
Nach Gipsys Tod hat
mir die Nothilfe
für Polarhunde eine junge
Huskyhündin vorgestellt – für die
ängstliche Nascha
konnte ich jedoch nur Mitleid
empfinden. Dann ist eine weitere Hundewelt eingestürzt, als
ich Tinka wieder ins Tierheim zurückgab.
Wenig
später erhielt ich einen persönlichen Brief von der
Nothilfe – gesucht wurde für einen Wirbelwind ein
neues
Zuhause. Chayenne ist nicht nur ein Schäfer-Husky-Mix wie
Crocky,
sondern sieht ihr auch sehr, sehr ähnlich. Aber ist dieser Mix
nicht viel zu wild und so anders wie unsere Gipsy...
In diesen Tagen
fuhren wir zweimal zu Pro Animale und hatten uns für
verschiedene Hunde interessiert. Das
Wichtigste
war in dieser Zeit, dass wir wieder einen Hund wollten.
Und
nur, um mich zu vergewissern, dass Chayenne nicht der richtige Hund
für uns ist, habe ich am 23.02.2007 die Auffangstation der
Nothilfe besucht. An diesem Tag ist wieder etwas passiert, das vom
tiefsten Inneren kam. Chayenne hat mich fast genau so wie damals Crocky
angesprungen und ihre ganze Freude zum Ausdruck gebracht. Sie hat dann
auch wider Erwarten beim Gassi gehen kaum an der Leine gezogen und sie
war auch viel zierlicher als Crocky. Am nächsten Tag hat
Chayenne
meine Familie genau so begrüßt und uns allen die
Herzen geöffnet.
Am 27.02.2007 ist
Chayenne bei uns eingezogen – es dauerte dann noch eine
Weile, bis aus Chayenne July wurde.
July
hat viel Leben in unser (trauriges) Zuhause gebracht, aber die
Umstellung war doch viel größer als vorher
angenommen. July
war und ist sehr viel wilder wie unsere Gipsy und auch Crocky
war
in ihren letzten Jahren ein berechenbarer Hund.
July
liebt alle Artgenossen, die mit ihr rennen und toben wollen. Und da
macht sie keine Unterschiede zwischen Rüden und
Hündinnen.
Nach ihrer ersten Läufigkeit wurde July kastriert.
Manchmal
überpowert sie etwas. Das bekommen insbesondere etwas ruhigere
und/oder kleinere Hunde zu spüren – nie ist dies
aggressiv,
eher flegelhaft.
Auch zu Sando, dem Collie meiner Schwester, ist July viel zu wild - am
17.03.2008 ist Sando Gipsy über die Regenbogenbrücke
gefolgt.
Unseren ersten Urlaub mit July im Juni 2007 haben
wir in Oberstdorf
verbracht. Egal, ob wir mit einer Bergbahn gefahren sind oder uns in
einem Lokal aufgehalten haben, alles lief absolut problemlos mit
unserer July.
Im Freibergsee ist July das erste (und einzige) Mal geschwommen.
Zwei verschiedene Hundeschulen in
unserer Nähe haben mich bei
der Erziehung von July eher verunsichert. Die Nothilfe für
Polarhunde hat mir die Hundeschule
Kern empfohlen und sowohl die
Hundetrainerin Biggi (Workshop Leinenführung) als auch Herr
Kern in einer Einzelstunde haben uns sehr
weitergeholfen. Seither benutze ich TrainingsDiscs z. B. um das Jagen von Tieren zu
unterbinden.
Im
Juni 2008 war July wieder auf Reise - diesmal auf der Insel Als in
Dänemark. Es war eine Rückkehr zu dem Ort, an dem wir
mit unserer Gipsy den letzten Urlaub verbrachten. Viele Erinnerungen
haben uns in Skovmose, an der Ost- und Nordsee begleitet.
Gleich am ersten Tag gab es eine große Aufregung, als unsere
July nicht mehr das Wasser halten konnte. Am nächsten Tag war
der ganze Spuk wieder vorbei. Wahrscheinlich war das
Salzwasser die Ursache.
Zwischenzeitlich ist unsere July "richtig" erwachsen geworden und ihre
Naivität ist gänzlich verschwunden; das bedeutet,
dass sie einerseits vor manchen Hunden Angst hat und bei
anderen, die den Streit suchen, auch mitstreiten will. An der Leine
nimmt sie sich unheimlich wichtig.
Und
noch immer liebt sie alle Hunde, die mit ihr rennen und toben
wollen - das kann auch eine quirlige Dackelhündin sein.
Egal, ob beim Wandern, Langlaufen oder Radfahren: July lässt
sich für alles begeistern - und alles, was
sich bewegt, ist für sie interessant: Dazu
gehörte auch auf einer Wanderung eine Kreuzotter!
Der "Zwischenfall" mit dem Wasserlassen in Dänemark war doch
kein
Einzelfall. Immer, wenn July sehr viel Wasser trinkt, kann sie
für
einige Stunden nicht mehr das Wasserlassen kontrollieren. Das liegt
u.a. an einer nie ganz entleerten Blase. Bisher sind die
Tierärzte
etwas ratlos, da das Problem nur sehr selten auftritt. Nicht nur
deshalb haben wir bisher auf Psychopharmaka verzichtet.
Ende
September 2009 war July in Südtirol. In der Seilbahn
musste July das erste Mal einen Maulkorb tragen. Das ist in
Italien (leider) Pflicht. Ansonsten haben wir wieder ein
hundefreundliches Quartier gefunden und einen wunderschönen
Urlaub
erlebt.
Seit 2010 hat meine Schwester wieder einen Hund. Alisa und July
verstehen sich sehr gut.
2011 waren wir wieder in Südtirol, diesmal mit Zelt
auf dem Campingplatz Saltaus. Auch Julys Freund Sammy war mit dabei.
2012 war July gemeinsam mit Alisa an der Côte
d’Azur. An diese Zeit haben wir wunderschöne
Erinnerungen.
Am 14.09.2013 war dann von einer Sekunde zur anderen nichts mehr wie es
war. July konnte nicht mehr gerade laufen und in unserer Tierklinik
wurde sie stationär behandelt und ein Kopf-CT
durchgeführt.
Diagnose: Vestibularsyndrom.
Unsere Therapeutin
hatte jedoch damals schon viel schlechtere Gedanken zur Diagnose. Sie
brachte July wieder den Gleichgewichtssinn bei und July ging es soweit
ganz gut.
Ab Mitte Januar 2014 hatte July dann Fieber und sie konnte sich kaum
noch auf den Füßen halten. Wir suchten damals einen
guten
Neurologen und fanden in Haar bei München eine Tierklinik.
Als ich July in die Tierklinik trug, wusste ich nicht, ob ihr so
schönes Leben bereits zu Ende gehen wird.
Die Tierklinik hat
July
wieder auf die Beine geholfen, aber die MRT-Diagnose war
niederschmetternd: July hat einen Hirntumor direkt über dem
linken
Auge - keine OP möglich, nur Bestrahlungen könnten
den
weiteren Wachstum aufhalten.
So haben wir abermals
unsere ganze Hoffnung und unser Schicksal in die
Hände des Tierspitals Zürich gegeben. Insgesamt
fuhren wir in
dieser Zeit 21-mal nach Zürich, 20-mal wurde July bestrahlt,
immer
mit einer Narkose. Diese Tage waren schlimm für July und die
ganze
Familie - und ich habe jeden Tag gebetet, dass alles gut
verläuft.
Dann
hat mich auch noch der Zoll festgehalten, weil mein Hund in der
Schweiz passiv veredelt wurde!
Die Prognose für die Tumorkontrolle lag bei ca. zwei Jahren. Und July wurde
wieder "gesund"! Eigentlich merkte man ihr nur bei schwierigen Treppen
an, dass manchmal die Koordination nicht ganz passte.
Dann ist plötzlich im Mai 2014 Julys
Herrchen gestorben - und 2015,
in meiner schlimmsten Zeit hat July mich gestützt wie ein
guter Freund es nur kann. Sie hat mich aus dem tiefsten Tal wieder
herausgeführt...
Dass mir der Hund das Liebste ist, sagst Du, Oh Mensch, sei Sünde.
Der
Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.
Und die ganze Familie
(meine Schwester hat jetzt drei Hunde) ist an die
Ostsee gefahren. Julys große Liebe ist Cino. Vom ersten Tag
wusste ich, dass die zwei zusammengehören. July war wieder ein
wilder Hund und kein Außenstehender konnte ihre
Krankheit erkennen.
2016 waren wir mit July - ohne die Hundis - in Krün im Urlaub.
Wir
haben akzeptiert, dass July nicht mehr die steilen Berge hochwollte und
wir sind auch kürzere Touren gelaufen.
Kurz vor Julys 10. Geburtstag haben wir dann gewusst, dass wir wieder
die Hilfe von Zürich brauchen. Sie hatte wieder
Gleichgewichtsstörungen und ein CT brachte die Gewissheit,
dass
der Hirntumor wieder aktiv war. Obgleich nicht oft praktiziert, wurde
July nochmals 14-mal bestrahlt. Wieder eine schlimme Zeit, wieder ein
Hoffen und Bangen.
Diesmal war die Prognose für die Tumorkontrolle nur noch ca. ein dreiviertel Jahr. Im
April 2017 mussten wir Nebenwirkungen der Bestrahlung noch mit
Kortison behandeln, aber im Juni ging es July wieder so gut, dass es
wieder nach Krün in den Urlaub ging. Wieder etwas kürzere
Spaziergänge und keine Berge mehr. Dennoch ein
wunderschöner
Urlaub mit einem Freund, einem Schäferhundrüden als
Appartement-Nachbar.
July hat noch immer mit ihren Freunden gespielt, auch an den
jüngsten hat sie immer Gefallen gefunden. Unsere zwei
Therapeutinnen haben ihr auch geholfen, wenn mal der Rücken
oder
eine Schulter verspannt war. Für ihr Alter war sie noch sehr fit
und ein glücklicher und verspielter Hund - mit dem Hirntumor
nun schon 5 Jahre lebend!
Im
Mai 2018 waren wir wieder in Krün und hatten wunderschöne Tage. Und den heißen
Sommer
haben wir am Wasser und im Wald gut überstanden. July ging es
augenscheinlich noch gut.
Leider
sieht man nur das Äußere und ab Anfang Dezember hat
July
anfänglich nur morgens etwas weniger gierig gefressen. Dann
auch
mittags und auch beim Gassigehen wurde sie immer spannungsloser. Ein
Blutbild hat schreckliche Leber- und Gallenwerte gezeigt und ich wusste
ab diesem Tag, dass July nicht mehr lange bei mir sein darf. Beim
Ultraschall in der Tierklinik dann die endgültige Gewissheit, dass
ein Tumor schon die halbe Leber zerstört hatte. Und
der
Gallenwert war innerhalb nur einer Woche so angestiegen, dass July
keinen Appetit mehr hatte und ständig übel war. Schon in einer Woche wird sie
Erbrechen,
ohne dass sie gefressen hat, so der Tierarzt zwei Tage vor Julys Tod.
Ich habe mir nach Gipsys Tod geschworen, meinen Hund nicht mehr
leiden zu lassen, nur um den Abschied weiter zu schieben und als mein
über alles geliebter Sonnenschein am 19.12.2018
weder die
Streichleberwurst aus der Hand nahm noch Wasser trank, habe ich mein
Julchen schweren Herzens über die Regenbogenbrücke
gehen
lassen. Zuhause ist sie noch auf den Tierarzt zugerannt und hat
gebellt: Es war ein letztes Zeichen, dass sie ihr schönes Leben noch
länger hätte leben wollen...
Dankbarkeit
umgibt uns, weil wir July fast 12 Jahre
haben durften und
sie mit dem Hirntumor noch 5 Jahre gut leben konnte, undankbar sind wir
vielleicht, weil Julys Leben ein weiterer Tumor beendet hat. Wir haben
dem Tierspital Zürich wieder so viel zu verdanken. Und July hat
allen, auch uns Menschen, Hoffnung gemacht, die mit einem Hirntumor
leben - Hoffnung auf mehr Leben.
Es bleiben uns wunderschöne
Erinnerungen an unser geliebtes Julchen, aber uns umgibt eine große Leere und traurige Herzen.
Mach's
gut, mein Sonnenschein
Der Tag wird kommen, wenn ich meine drei Traumhundis jenseits der
Regenbogenbrücke wieder sehen werde...
Wenn ihr mich sucht,
sucht mich in euren Herzen.
Habe ich dort eine Bleibe gefunden,
werde ich immer bei euch sein.
Video: July mit Sammy (WMV 1,3 MB)
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